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ROSEN UND ROSINEN · Juni 2018

Geheimnisvolles Museum der Kulturen in Basel

GEHEIMNISSE in Basel
STIL in Zürich
SONST Bruce Nauman, C.G. Jung
ZUR VERTIEFUNG von Kunstvorträgen

DAS GEHEIMNIS. Wer was wissen darf

-21.April 2019

Basel, Museum der Kulturen, www.mkb.ch
Geheimnisse machen neugierig, weil es Eingeweihte und Ausgeschlossene gibt, weil sie besonders verbinden, aber eben auch ebenso trennen können. Und weil es darin um spannende, manchmal schützenswerte, manchmal unrechtmässige, manchmal verbotene oder illegale Inhalte geht. So schützen verschiedene Berufsgeheimnisse die Privatsphäre: durch das Arztgeheimnis werden der Patient, durch das Bankgeheimnis der Anleger, durch das Anwaltsgeheimnis der Mandant geschützt. Geistliche wiederum dürfen Beichten der Gläubigen nicht ausplaudern, Beamte unterstehen dem Amtsgeheimnis. Das neue Datenschutzgesetz ist soeben im elektronischen Kommunikationsbereich eingeführt worden. Produktions- und Fabrikationsgeheimnisse schützen wirtschaftliche Erfolgsrezepte. Geistiges Eigentum und Erfindungen werden geschützt. Politisch setzen Staaten Geheimdienste ein, zur Spionage und für andere Machenschaften.
Wer ein Geheimnis kennt, hat Macht. Geheimnisse können aber auch belasten und deren Kenntnis ist nicht nur immer freiwillig.
Auf individueller Ebene binden Geheimnisse Menschen in Liebesbeziehungen aneinander. In der Ausstellung werden Gruppen-Bündnisse wie z.B. die Freimaurerloge oder die Mafia thematisiert. Es geht auch um Aufnahme und Initiation zu diesen Gruppierungen. Auf gesellschaftlicher Ebene befürchten gewisse Menschen Verschwörungstheorien.
Gegenkräfte, welche Geheimnisse sprengen oder versteckten Missbrauch offenlegen, sind das Whistle Blowing, wie die vielen jüngsten Debatten in verschiedenen Bereichen zeigen. Der investigative Journalismus, bzw. eine korrekte Justiz und Transparenz bringen die Verantwortlichen und die Themen an die Öffentlichkeit.
In der Ausstellung werden auch ethnologische Objekte mit geheimen und magischen Kräften gezeigt, wie Masken oder Gegenstände von Schamanen. Eine weitere Abteilung widmet sich Geheimsprachen, Geheimschriften und Codes. Das Museum der Kulturen im verborgenen Hinterhof am Münsterplatz Basel schafft einen guten Überblick und gibt viele Denkanstösse. Die Zeitschrift Du hat in der Mai-Nummer das geheimnisvolle Thema weiter gesponnen.
Basel 9.5.18

AUF DER SUCHE NACH DEM STIL. 1850-1900

-15.Juli 2018

Zürich, Landesmuseum, www.landesmuseum.ch
In einer umfassenden und anregenden kulturhistorischen Ausstellung in Zürich wird die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgeleuchtet. Im Landesmuseum geht es um die grossen bahnbrechenden Erfindungen, Neuerungen und Umwälzungen, aber auch um Unsicherheiten, Fragen und Kritik an den grossen Veränderungen dieser Zeit. Die dazu gehörigen Stilbegriffe des Historismus und der Art Nouveau werden untersucht. Die gesellschaftliche Umschichtung von Aristokraten hin zu Kaufleuten und Fabrikanten, die Entwicklung des Kapitalismus und der Demokratisierung werden angedacht.
Erfindungen, neue Werkstoffe und Verfahren
Zu diesen gehören im öffentlichen Bereich neue Fortbewegungsmittel und damit erhöhte Mobilität; die Stromgewinnung, die Glühbirne und damit die Elektrifizierung; im persönlichen Bereich sanitäre Einrichtungen, Schreibmaschine, Fotoapparat, Liftkabinen, Telefonapparate mit Ohrmuschel. Aber auch neue Produktionsverfahren und Verarbeitungstechniken wurden entdeckt: das Biegen von Holz unter der Einwirkung von Dampf und Leim ermöglichte neue schwungvolle Möbelformen: ab 1859 konnte man den Thonet-Stuhl Nr.14 in Bugholz produzieren. In Kaffeehäusern hatte er eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Oder es wurde das Gusseisen erfunden, welches das Giessen von neuen organischen und floralen Formen und Elementen möglich machte. Die dekorative Gestaltung der Pariser Métroeingänge ist eines der prominentesten Beispiele. Oder der Einsatz von Glas in Verbindung mit Gusseisen wurde ausgebaut: in Modulbauweise entstanden aus diesem Werkstoff grosse, transparente Pavillons für die neuen Weltausstellungen, so 1851 für London der Crystal Palace.
Umbau der Städte, Architektur, Historismus
Mittelalterliche Strukturen und Quartiere mussten wie zum Beispiel in Paris für die  grosszügigen Boulevards, oder wie in Wien für den Bau der Ringstrasse weichen. Pärke und Grünflächen wurden für die öffentliche Gesundheit angelegt. Gleichzeitig lebten die Arbeiter in engen Behausungen.
Die Architektur des Historismus assimilierte Bauformen der Gotik (z.B. die Sagrada Familia in Barcelona), der Renaissance oder des Barock. Sie war stilistisch teilweise rückwärtsgewandt, nicht aber in der Bauweise. Der deutsche Architekt Gottfried Semper (1803-1879) bezog sich als Erbauer der ETH Zürich und des Stadthauses Winterthur auf die Bauformen der Renaissance. Der Schweizer Architekt und Stadtbaumeister von Zürich Gustav Gull (1858-1942) erbaute das Schweizerische Landesmuseum im Stile eines neugotischen Schlosses.
Vordenker, Kritiker, Sozialreformer, frühe Designer
In der Ausstellung werden die ,Visionäre‘ der sowohl in die Zukunft, aber mehrheitlich in die Vergangenheit gerichteten Ideale vorgestellt. Dazu gehören viele Briten: Owen Jones (1809-1874) hat 1856 ein systematisches Musterbuch The Grammar of Ornament veröffentlicht. Dies ist eine umfassende Kulturgeschichte des Ornaments. John Ruskin (1819-1900), Schriftsteller, Kunsthistoriker, Architekturtheoretiker, Maler und Sozialreformer schrieb über die gotischen Bauten von Venedig. Durch die zunehmende Industrialisierung sah er moralische Tugenden, handwerkliche Qualität und künstlerische Schöpferkraft bedroht. William Morris (1834-1896) bewunderte John Ruskin und gründete das Arts and Crafts Movement. Wundervolle Kreationen des Design-Pioniers William Morris sind Tapisserien, Tapeten, Stoffmuster und Möbel, welche mit ornamentalen Tier- und Pflanzenmotiven verziert wurden. Gleichzeitig wollte Morris aber auch soziale und politische Missstände bekämpfen. Die mittelalterliche Ästhetik war auch für die Präraffaeliten Massstab. Auch diese lehnten die vorherrschende Massenproduktion der Gegenwart ab.
Der Schweizer Kulturhistoriker und Renaissance-Spezialist Jacob Burckhardt (1818-1897) äusserte in seinen Weltgeschichtlichen Betrachtungen ebenso Skepsis gegenüber der neuen Zeit.
Malerei in der Schweiz und in Frankreich
In einem weiteren Saal des Landesmuseums werden Gemälde der Schweizer Künstler Hodler, Anker, Biéler, Buchser, Böcklin, Vallotton und auch von Segantini gezeigt, aber auch von französischen Impressionisten wie Sisley, Renoir und Monet.
Erste Kunstgewerbeschulen in den Städten
1873 wurde in La Chaux-de-Fonds die erste Kunstgewerbeschule eröffnet, damals hauptsächlich zur Ausbildung von Uhrmachern und Graveuren. Auch der junge Le Corbusier war dort Schüler. 1878 erfolgte in Zürich die Gründung der Kunstgewerbeschule– diese befand sich 35 Jahre sogar in den Räumen des Landesmuseums selber. Viele weitere Schulen folgten in anderen Städten.
Am Schluss der reichen Epochen-Ausstellung gibt es einen Überblick zu Textilien bis in die Gegenwart.  Die grossen Neuerungen und Umwälzungen von 1850-1900, Expansion, Widersprüche und Ambivalenz zwischen Modernität und Vergangenheit werden in der Ausstellung lehrreich und vielseitig vermittelt und erinnert.
Zürich 22.Mai 18

SONST

Der 76-jährige amerikanische Künstler Bruce Nauman hebt im Schaulager in Basel die Kunst und die Welt aus den Angeln. In der Ausstellung Bruce Nauman: Disappearing Acts, mit seinen abgründigen Kunstwerken und Performances, seinen auf den Magen schlagenden Installationen und lauten, bisweilen brutalen Video-Monitoren. Auch weitere Systeme wie Sprache, Macht, Liebe, Moral und Gewalt werden unermüdlich und unerbittlich untersucht und reflektiert. Am besten einfach hingehen und erleben, mit allen Sinnen, Körper und Intellekt. Wuchtig. Freier Fall!
Basel 8.Mai 18

Art Brut gibt es nicht nur in Lausanne in der Collection de l’Art Brut oder im Schweizerischen Psychiatrie-Museum Bern zu sehen. In St. Gallen findet man eine Stiftung für naive Kunst und art brut im Museum im Lagerhaus. Dort ist gegenwärtig die Ausstellung Im Land der Imagination: die Sammlung C.G.Jung bis 8. Juli 2018 zu sehen. 164 Arbeiten der PatientInnen des Psychoanalytikers C.G. Jung (1875-1961) werden gezeigt. Jung forderte seine PatientInnen auf, ihre inneren Bilder, Träume und Fantasien nicht nur zu formulieren, sondern auch zu malen. Dieses therapeutische Verfahren bezeichnete er als Aktive Imagination. Mandalas, Motive wie die Schlange, die Sonne, das Licht, Wasser, der Lebensbaum, Räume des Durchgangs, das Welten-Ei, der Mensch, Tiere und Landschaften füllen die weissen Blätter. Die Darstellungen werden ergänzt durch groteske und surreal-fantastische Szenen. Archetypen und das kollektive Unbewusste werden ersichtlich.
St. Gallen 29. April 18

ZUR VERTIEFUNG von Kunstvorträgen über Künstlerinnen

Eine Neuentdeckung im Kunstmuseum Bern: die Künstlerin Martha Stettler. Eine Impressionistin zwischen Bern und Paris, zu sehen bis 29.Juli 2018.  Das Oeuvre der in Bern geborenen, hier kaum bekannten, jedoch erfolgreichen und zeitlebens in Paris tätigen Malerin Martha Stettler (1870-1945) ist impressionistisch geprägt. Wichtigste Bildthemen sind mit Licht durchflutete Parklandschaften in und um Paris, ihr eigener Garten und Kinderbildnisse. Das Werk erinnert an die impressionistischen Künstlerinnen Berthe Morisot und Mary Cassatt, aber auch die kommende Moderne klingt in den Gemälden von Martha Stettler an. Die Künstlerin war auch Mitbegründerin und Leiterin der Pariser Kunstschule Académie de la Grande Chaumière, mit Schülern wie Alberto Giacometti oder Meret Oppenheim. Dass eine Frau zur damaligen Zeit einer Kunstschule vorstand, ist einzigartig. Sie stellte 1920, mit fünfzig Jahren, auch als erste Frau  an der Biennale in Venedig aus. Ihr Vater und Förderer Eugen Stettler erbaute 1879 das Kunstmuseum Bern. Kuratorin der Ausstellung ist Corinne Linda Sotzek.
Bern 19.Mai 18

ZUR VERTIEFUNG von Kunstvorträgen über Hodler und Giacometti

Wie kann man Hodler zum hundertjährigen Todestag am besten ehren?  Statt einer monographischen Ausstellung wählt der Winterthurer Direktor Konrad Bitterli einen kühnen und innovativen Ansatz: er stellt das Werk von Ferdinand Hodler dem jüngeren Alberto Giacometti gegenüber. Vorab: die Werkauswahl ist wunderbar und es sind viele unbekanntere Werke von Ferdinand Hodler und Alberto Giacometti zu sehen.  Was verbindet oder unterscheidet nun die zwei Künstler, von denen der eine vor dem 1. Weltkrieg am Genfersee gelebt hatte, und der andere vor und nach dem 2. Weltkrieg in der Metropole Paris, mit regelmässiger Heimkehr in die Bergeller Berge?  Ihnen gemeinsam sind die Bildthemen der menschlichen Figur und Figurengruppen, das Motiv der Berge, das Verfassen von Porträts von nahestehenden Personen, die Wiederholung der einzelnen Bildthemen, das Ringen um die Form, der suchende Strich bei den Zeichnungen. Die Ausstellung entwickelt das vergleichende Sehen und Denken in grösseren kunstgeschichtlichen  Zusammenhängen wesentlich weiter.
Winterthur 28.April 18

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© Dagmar Huguenin 31.05.2018